Tony Seidl – mit Parkinson und dem Liegerad nach Padua

Samstag startete Tony Seidl auf eine Radtour. Mit einem Trike. Kennt man. Über 519 Kilometer. Sportlich, aber nicht einzigartig.

Tony Seidl © Albert Sterflinger

Tony Seidl © Albert Sterflinger

Aber für Tony Seidl schien dies vor kurzer Zeit noch undenkbar: wegen seiner schnell voranschreitenden Parkinson-Erkrankung war er bereits auf den Rollstuhl angewiesen. Tony beschloss, sich einer operativen Therapie zu unterziehen. Und gab sich ein Versprechen:

Wenn ich die OP gut überlebe, fahre ich zum Grab meines Namenpatrons Anton von bzw. nach Padua.
[via Tony Seidl Blog]

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Klimmen tegen MS – mit dem Rennrad am Mt. Ventoux

logo_ktms_2014MS. Zwei Buchstaben, eine Krankheit: Multiple Sklerose. In den Köpfen Vieler eine Krankheit, die unweigerlich, unaufhaltsam und schnell Menschen aus der Mitte ihres Lebens herausreißt und ihnen ein Leben im Rollstuhl beschert. Dass viele MS-Patienten hingegen lange Zeit ein recht normales Leben führen können und mithilfe aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse – sei es aus der Arzneimittelforschung oder auch dem Wissen aus ganzheitlichen Heilungsansätzen heraus  – die Folgen der Krankheit um Jahre oder gar Jahrzehnte herausschieben können, ist nicht allgemein bekannt. Besi & Friends, das von BikeBlogBerlin von Beginn an unterstützt wird, zeigt, dass Sportler trotz MS zu Höchstleistungen fähig sein können. Auch wenn Andreas Beseler in dieser Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung darstellt, gab es im 2014er Team weitere – „normalere“ – Teilnehmer, die mit der MS im Gepäck die Pyrenäen erklommen haben und bis Barcelona mitgefahren waren.
Sie wie auch viele andere erkrankte Sportler sind Beispiele dafür, dass eine ernste, chronische Krankheit durch einen starken Willen besser gemeistert werden kann. Beispiele, die Mut machen.

Scheckübergabe an Nathalie Todenhöfer 2014Dennoch reicht es nicht aus, nur auf Selbstheilungskräfte zu bauen. Die Forschung muss (und wird sicher eines Tages) einen Weg finden, die MS nicht nur zu verzögern, sondern aufzuhalten bzw. zu heilen.
Bis dahin benötigen Menschen, die ihren Weg mit dieser Krankheit gehen müssen, psychische und materielle Hilfen. Beides sind Aufgaben, denen sich Organisationen wie die Nathalie-Todenhöfer-Stiftung in Deutschland oder der Nationale MS-Fonds der Niederlande widmen.

Im vergangenen Jahr hatte ich die Gelegenheit, bei einer Charityveranstaltung teilzunehmen, die, wie auch Besi & Friends, die Multiple Sklerose im Fokus hat: die von einem Niederländer gestartete Initiative Klimmen tegen MS bzw. Climbing against MS („Klettern gegen MS“).banner_liggend_zonder_datum._600px

Die Idee dahinter: Hol dir Sponsoren, bring 500 € Spende auf und erkauf dir damit die Starterlaubnis am Mont Ventoux. Klingt ambitioniert? Ja, aber es funktioniert. Aus einer kleinen, privaten Veranstaltung mit 11 Teilnehmern 2011 wurde ein großes, internationales Event mit 825 Sportlern im Jahr 2014, das über 800.000 € Spenden eingebracht hat.

Als Mitarbeiter eines der Hauptsponsoren von KtMS erhielt ich die Gelegenheit, den „kahlen Berg“ im Rahmen dieser Veranstaltung kennenzulernen. Vor Ort angekommen, lässt man sich schnell von dieser schönen Landschaft – der Vaucluse – und ihren gastfreundlichen Bewohnern gefangen nehmen. Zu Pfingsten, wenn sich das Wetter in Deutschland noch nicht so recht entscheiden kann, empfängt dieser Teil der Provence den Reisenden bereits mit früh- bis hochsommerlichen Temperaturen. Doch das Klima ist hier unberechenbar. Durch den häufig auftretenden Mistral kann sich das Wetter kurzfristig ändern, die am Vortag noch sonnendurchflutete, aufgeheizte Landschaft wird dann von einem gnadenlosen Sturm heimgesucht und abgekühlt. Auf dem Mt. Ventoux sind Windgeschwindigkeiten von 150 km/h auch zu Pfingsten nicht außergewöhnlich. Ein Grund dafür, dass der Berg – wie sein Spitzname schon andeutet – oberhalb von 1.700 Metern Höhe nahezu kahl ist und man am Gipfel tatsächlich nur nackten Stein vorfindet. Weht der (trockene) Mistral gerade einmal nicht, können Schnee, Hagel oder Regen den Aufstieg zum Gipfel zu einem Glückspiel machen.IMG_2154_600pxMan kommt als Sportler, will einen Berg bezwingen. Aber man ist auch Teil eines größeren Ganzen: Jede/r will sein Bestes geben, doch nicht um jeden Preis, nicht als Selbstzweck. Uns ist bewusst, dass mit uns Menschen auf der Strecke sind, manche schneller, manche viel langsamer als wir, für die dieser Berg mehr ist als eine sportliche Herausforderung. Ein Teilnehmer, der bereits im letzten Jahr mit dem Handbike angetreten war, fuhr möglicherweise 2015 zum letzten Mal aus eigener Kraft bis zum Gipfel: die MS, die ihn bereits in den Rollstuhl zwang, wirkt sich zunehmend auch auf seine Arme aus. Wir sahen ihn am Chalet Reynard Rast machen. Das Chalet liegt auf 1.440 Metern Höhe. Er hatte also das steilste Stück seines Weges noch vor sich. Wir befürchteten, dass er aufgeben würde. Umso größer war unsere Erleichterung, als wir erfahren haben, dass er es geschafft hatte.

Anfahrt zum BergEin Berg, dem man mit Respekt begegnet. Nicht nur, aber besonders bei dieser Veranstaltung. Dies bestimmt auch den Charakter der Tour.  DSCF2412_600pxAm Gipfel angelangt, gibt es keine Sieger, keine Verlierer. Wer noch Kraft hat, stürzt sich in die Abfahrt, um erneut aufzusteigen. Wer nach dem ersten (oder zweiten) Aufstieg schon genug hat, fährt noch zum Chalet Reynard, um dort die Freunde oder Kollegen zu treffen.

DSCF2468_600pxNatürlich gibt es auch diejenigen, die den Berg 3x oder (seltener) 4x bezwingen wollen. Und sich damit die Aufnahme in den Club des Cinglés du Mont-Ventoux (Cinglés =  Verrückte) erarbeiten wollen. Ganz Verwegene versuchen es sogar 6x. Und wer nicht Radfahren kann oder es sich nicht zutraut, läuft. Der Berg gehört allen.

Auch 2016 wird es eine Neuauflage von Klimmen tegen MS geben: am 11. Juni 2016 wird der kahle Berg erneut bezwungen.
Wer dabei sein möchte hat ein 3/4 Jahr Zeit, die 500 € Spende zu sparen – oder sich (private oder berufliche) Sponsoren zu suchen, die das Geld aufbringen können. Bewerbungen sind ab sofort möglich: www.klimmentegenms.nl (leider werden nicht alle Teile der Website übersetzt).

Saisonabschluss mit den Velonistas

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DSCF5125_mix_V2_600pxNormalerweise ist der Herbst nass und kalt. Dass es – zumindest zeitweise – auch anders geht, zeigte uns der vergangene Oktober. Ausgerechnet am vergangenen Wochenende war dann aber doch Herbstwetter angesagt. Immerhin trocken, aber verdammt kalt. Bei Temperaturen unter +5 C bleibt man dann doch gern im warmen Bett.
Dass 56 sportliche Frauen und Männer aus Berlin und Brandenburg nicht im Bett blieben lag an den Velonistas. Das erfolgreiche Berliner Frauen-Radsportteam lud zum „Wear it pink ride“ ein. „Wear it pink“ ist eine in Großbritannien beheimatete Organisation, die Spendengelder sammelt um die Krebsforschung unbürokratisch zu unterstützen.
Nun, Herbst, Kälte und Winterpause: eine schlechte Ausgangslage für ein Rennrad-Charityevent. Teammitglied Reka zu ihren Erwartungen:

Ich musste unsere Aktion in England anmelden. Dafür sollte ich angeben, wie viele Teilnehmer erwartet werden. Von den Velonistas wollten 5 teilnehmen, also habe ich mit insgesamt 10 Teilnehmern gerechnet. Dass es dann soo viele werden, das hätte ich nicht erwartet!

Aber nicht nur sie. Und alle irrten sich. Beim Treffpunkt an der „Krone“ wartete eine große Anzahl Radsportler aus allen Gegenden der Stadt und aus vielen Teams. Selten sah man eine so bunte Mischung bei einer Ausfahrt wie an diesem Samstag – und selten so viel pink. Zum Motto der Veranstaltung wurden alte Telekom-Trikots, pinke Wohlfühlsocken oder einfach nur pinke Tücher angezogen oder umgebunden. Sogar passend umwickelte Rennlenker konnte man bewunden.

DSCF5090_Ausschnitt_600px DSCF5092_600px DSCF5095_Ausschnitt_600pxKurz vor dem Start eine Ansprache der Velonistas, dann ging es in zwei Gruppen auf die Strecke. Kein Rennen, keine Leistungs-, aber natürlich auch keine Modenschau. Es ging um einen ernsten Anlass, der uns gemeinsam auf die Räder brachte.
Die ersten 30 Kilometer wurde in beiden Gruppen verhalten gefahren bis es einigen Teilnehmern wetterbedingt zu kalt wurde und das Tempo leicht forciert wurde. In der ersten Gruppe wurde es dann so schnell, dass Fahrer mit stollenbereiften Cyclocrossern schon ins Schwitzen kamen.
Nach 60 dennoch eher gemütlichen Kilometern erreichten wir unser Ziel, Synergy (Hauptsponsor des Velonistas-Team). Hier wartete das Synergy-Team mit Kaffee, Tee und Selbstgebackenem.

Abschlussrede

Spendenschwein

Spendenschwein

Das Spendenschwein, das uns auf der Tour begleitete, wurde strategisch günstig aufgestellt und fleißig gefüttert. Rund 410 € kamen so zusammen: ein schönes Ergebnis für das sympathische Team.
Nicht mal eine Woche später hatten wir dann Gelegenheit, uns erneut zu sehen: das Team feierte seine Saisonabschlussparty und hatte Fans und Freunde eingeladen. Diesmal nicht bei Kaffee und Tee sondern bei Bier, Saft und Sekt sowie guter Musik.

Saisonabschlussparty

Saisonabschlussparty

Schön war’s!

Wer mehr von den Velonistas wissen möchte kann ihre Website besuchen oder ihnen auf Facebook folgen.

Hinweis zur Kennzeichnung als Werbung:
Aufgrund des Sponsoring der Veranstaltung kennzeichne ich diesen Artikel als Werbung.

Ulmer Stadtlauf und ZKRD Charity-Radrennen

© Po Keung Cheung

Ulmer Münster © Po Keung Cheung

Sonntag vor einem Jahr. Herrliches Wetter und eine gelöste, zufriedene Stimmung auf dem Ulmer Münsterplatz. Fast könnte man von „überschwänglich“ sprechen, jedenfalls ließ sich Andreas dazu hinreißen, ein Versprechen abzugeben: Wenn das Charity-Radrennen auch 2014 stattfinden sollte, wäre das Team „Wir spenden Leben“ wieder dabei.
Nun sind Versprechen leichter zu machen als einzulösen, Termine im Jahresrhythmus nur schwer vorauszuplanen. Dennoch gelang es, dass sich trotz aller Widrigkeiten Anfang Mai ein Teil des Teams auf den Weg nach Ulm machen konnte, um auch bei der dritten Auflage des Rennens anzutreten.
Wie schon in den Jahren zuvor wurde das Team von Freunden aus Ulm und Umgebung komplettiert, so dass wir als wohl einziges Mehr-Länderteam an den Start gehen konnten.
Nach einem ungewohnt kühlen Empfang, an dem nicht eine mangelnde Gastfreundschaft sondern eine ungünstige Abstimmung mit den lokalen Wetterautoritäten verantwortlich war, freuten wir uns auf einen Sonntag mit Frühlingswetter. Zum Warmfahren erwartete uns zuvor eine lockere (und flachländerkompatible) 70 km-Runde, zu der unser Freund und Teamkollege Bodo zu Samstag eingeladen hatte.
Sonntag dann – nach einer erholsamen Nacht im Atrium-Hotel des Sponsors Best Western – trafen wir auf unsere Ulmer Partner, die Familie Wäckerle vom Förderkreis für tumor- und leukämiekranke Kinder Ulm e.V. und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des ZKRD. Weiterlesen