Die 12. Etappe führte uns von Ripoll nach Barcelona. Geplante Strecke: 150 km mit ca. 2100 hm.
Link: Etappe 12
Der erste Tag, an dem wir ausschließlich durch Spanien fuhren und zugleich der letzte Tag auf dem Rad.
Die Lust, Rad zu fahren, hatte inzwischen nachgelassen. „Ausrollen“ wäre gut gewesen. Leider warteten erneut rund 2000 Höhenmeter auf uns. Jetzt ging es darum, in Barcelona anzukommen, unser Ziel zu erreichen. Das Packen dauerte länger, das Frühstück konnten wir erst gegen 7:30 einnehmen. Daher wurde der Start um eine Viertelstunde nach hinten verschoben.
Es ging los, wie immer zuerst Gruppe 2, eine gute Stunde später Gruppe 1.
Das Höhenprofil wartete mit einigen knackigen Anstiegen auf uns, die unsere müden Beine ein letztes Mal fordern sollten. Wenige Kilometer konnten wir uns warm fahren, bis die Ketten zuerst auf die großen Ritzel wanderten und schließlich auf die kleinen Kettenblätter geschaltet wurde. Glücklich, wer jetzt noch genug Kraft oder wenigstens eine bergtaugliche Übersetzung zur Verfügung hatte.
Trotz der Anstrengung fanden wir immer wieder Zeit und Muße, uns zu unterhalten. Noch war Barcelona kein Thema, noch ging es um zurückliegende Erfahrungen und Erlebnisse oder auch – in dieser Zusammensetzung unausweichlich – um die persönliche Krankheitsgeschichte. Aber wir genossen auch ein letztes Mal die Landschaft, freuten uns, dass wir die Berge bezwungen hatten und nun wieder zwischen Wäldern und grünen Wiesen hindurch fahren konnten.
Das Team war zusammengewachsen. Wie selbstverständlich wurden steile Passagen gemeinsam bewältigt, wie selbstverständlich wurde angeschoben, wenn es gar nicht mehr ging. Herrliches Wetter, die schöne Landschaft und das Gefühl, es geschafft zu haben, sorgten für eine ausgelassene Stimmung.

Cruisen in herrlicher Landschaft
Es war schon Gewohnheit, dass uns Christian Gropper und sein Filmteam begleiteten und aus dem Auto heraus filmten. Als eine Aufnahme misslang drehten wir spontan um und fuhren erneut an der Kamera vorbei. Dass die Beine lieber schnell nach Barcelona wollten, ignorierten wir. Wir hatten Spaß.
Die Landschaft wurde – obwohl wir das Gebirge hinter uns gelassen hatten – karger, immer wieder fuhren wir an rötlichen Felswänden vorbei, die an Fotos aus amerikanischen Wüsten erinnerten.
Die Pause auf der Hälfte der Strecke wurde inzwischen sehnsüchtig erwartet. Mit perfektem Timing kam Gruppe 1 nur wenige Minuten nach unserem Eintreffen an. Geplant war, die Reststrecke gemeinsam zurückzulegen. Nach dem für Sportler eher kargen Frühstück im Hotel in Ripoll hatte es das – hervorragende – Helferteam besonders gut mit uns gemeint und eine herzhafte Verpflegung vorbereitet. Kein Wunder, dass kaum etwas übrig blieb.

2er-Reihe!
Nach der Pause warteten zwei weitere – eigentlich erträgliche – Anstiege auf uns. Die Reserven waren jedoch inzwischen nahezu aufgebraucht. Die Konzentration ließ zwangsläufig nach. Vor den Abfahrten wurden wir von den Guides ermahnt, vorsichtig zu sein und Abstand voneinander zu halten. Nicht zu Unrecht: Brittas Hinterrad brach in einer Kurve aus, was dazu führte, dass sie die Kontrolle verlor und stürzte. Glück im Unglück: Gregor, der als Chirurg praktiziert, war wenige Meter voraus und somit Sekunden später zur Stelle. Eine erste Untersuchung an Ort und Stelle ergab, dass kein Verdacht auf Frakturen bestand. Er versorgte die oberflächlichen Wunden fachmännisch und riet uns, Britta zu beobachten, falls sie eine Gehirnerschütterung haben sollte. An Weiterfahrt war nun nicht mehr zu denken, Brittas Rad wurde eingeladen und Britta nahm im Versorgungsfahrzeug Platz. Die weitere Abfahrt erfolgte mit gedämpfter Stimmung und erhöhter Vorsicht.
Die Einfahrt in Barcelona war mühselig, da der Feierabendverkehr die Straßen verstopfte und wir wegen unseres Kamerateams den Stau nicht umfahren konnten.

CM in Barcelona
So wurde unser Weg zum Mittelmeer zu einer spontanen Critical Mass in Barcelona: in einem lang gestreckten Konvoi fuhren wir durch die Straßen und blockierten auch noch die letzten wenigen freien Kreuzungen.

Besi & Friends meet Columbus

Wir sind Radsport!
Die meisten Autofahrer nahmen dies gelassen zur Kenntnis: viel langsamer konnte der Verkehr in der Innenstadt kaum noch fließen.
Dann das Mittelmeer: die Räder wurden abgestellt, Helme und Schuhe abgelegt und vor laufender Kamera ging es mit Trikot und Radhose ins Mittelmeer.

Yes, we did it!

Mit Sack und Pack ins Mittelmeer! © Rad statt Rollstuhl
3 Länder, 12 Orte, 12 Hotels, 1.700 km und 24.000 Höhenmeter lagen hinter uns. Wir waren angekommen!