Velo Classico Germany – die „Eroica“ im Norden

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Unter Rennradlern grassiert die Lust an Ausfahrten mit klassischen Rädern. Wegen ihrer entspannten Auslegung sind die Touren nach dem Vorbild der Eroica in der Toskana auch für alle anderen Radler interessant.
P1020750_600px_2Für Radreisende gerieten Fahrräder aus Stahl nie aus der Mode. Für Rennradfahrer gehört Stahl in Zeiten von 900 Gramm leichten Sets von Carbonrahmen und -gabel ganz sicher zum alten Eisen. Schon allein deshalb hat es einen besonderen Charakter, wenn ein Peloton von Rennradlern auf klassischen Stahlrahmen und zeitgenössischen Wolltrikots über verkehrsarme Landsträßchen rollt – für Zuschauer wie für die Fahrer selbst. Wie die Profis von einst leiden die Retro-Rennfahrer am einfachen Material ohne Rasterschaltung und den Kies- und Kopfsteinpflasterwegen, die sie wegen der Ähnlichkeit zu den historischen Radrennstrecken gezielt aufsuchen. Dafür entschädigen sie sich bei ausgiebigen Fahrtpausen mit geschmackvollem Essen und neigen auch einem guten Glas Wein zu – was sich ebenfalls nahtlos in die Tradition fügt.
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Ein Rad von 1989 oder früher zu steuern, ist denn auch die einzige Teilnahmebedingung auf der langen Strecke der Velo Classico, die der Veranstalter dieser eintägigen Rundfahrten vorgibt. Und eine wachsende Schar von Klassiker-Liebhabern folgt ihrem Ruf. Nachgerade Weltruhm genießt „L’Eroica“ in der Toscana, mit der alles anfing. Inzwischen besitzt das Original Ableger in Großbritannien, Spanien, Japan sowie Kalifornien, es gibt eine Flandernrundfahrt für Klassiker (Retroronde), eine Klassikertour durch das Weinviertel in Österreich (Velo Veritas), einer wunderschönen Tour in Anjou im Loiretal und regelmäßige lokale gemeinsame Ausfahrten wie die Klassikerausfahrt in Düsseldorf und Hamburg vom ältesten Radclub Europas, dem Altonaer Bicycle Club.
P1020757_600pxDie Velo Classico Germany ist der jüngste Zugang und führt durch die reizvolle Seenlandschaft im Süden Schwerins. Schon der Startort Schloss Ludwigslust zeigt, was die Velo Classico Germany ausmacht: die Dichte an Schlössern und Gusthäusern der Region, die sich als passendes Ambiente für Stopps anbieten – und zugleich in der Lage sind leckere Zwischengerichte aufzutischen. Sie haben nicht die barocke Strahlkraft von Schloss Ludwigslust, das auch als mecklenburgisches Versailles tituliert wird, sind aber oft unkompliziert zugänglich. Das Palais Bülow, das zur Velo Classico Germany seine Türen zu den historisch eingerichteten Räumen öffnet und auch Einblicke in die Technik der Ludwigsluster Pappmaché gibt. Mit dem Papiermaterial empfand die Schlosswerkstatt Wände, Stuck und Statuen nach, die anderswo aus teurem Gestein gestaltet wurden.

Selbstverständlich kann man auch als normaler Radler an der Veranstaltung teilnehmen – nicht wenige alltäglich genutzte Randonneure und Reiseräder dürften die Zugangsvoraussetzungen leicht erfüllen. In dieser Hinsicht haben es Reiseradler besser als Rennradfahrer, die nicht selten erst ein altes Schätzchen neu kaufen oder zusammenschrauben müssen.

Termin: 19. und 20. September 2015
Strecken: ca. 40 / 80 / 160 km

Gefahren wird ausschließlich mit Fahrrädern Baujahr 1989 und älter. Stilistisch passende Kleidung schreibt der Veranstalter nicht vor. In der Regel tragen die Teilnehmer aus Spaß an der Sache dennoch die zeitgenössischen Wolltrikots und Hosen oder einen Gentlemen-Racer-Dress aus Tweed – was wegen der Witterung im Herbst auch eine angenehme Bekleidung sein dürfte.

Die Strecken verlaufen überwiegend über befestigte, zum Teil auf nicht asphaltierten Wege – was dem Vorbild der „Strade Bianche“ in der Toscana nachempfunden ist. Da die Gegend eher moderat hügelig ist, kommen selbst auf der langen „Helden-Runde“ mit 160 km nur knapp 900 Höhenmeter zusammen.

Mehr Infos:
veloclassico.de

Text und Fotos: Manfred Galonski
Die Fotos entstanden 2014 bei der „echten“ Eroica.

Dieser Beitrag kam auf Vermittlung von Detlef Koepke, Chef der Mecklenburger Seenrunde und lt. Website „Cheforganisator … (und) … Ideengeber“ der Velo Classico Germany zustande. Da ich mit der Idee dieser Veranstaltung sympathisiere habe ich ihn gern angenommen.