So. Die erste Woche Besi & Friends / Vom Baggersee nach St. Tropez liegt hinter uns. Wir hatten sieben schöne bis anstrengende Tage, sind durch drei Länder gefahren, haben einen Unfall* und ein gesellschaftliches Highlight** erlebt und genossen einen Ruhetag.
In Zahlen ausgedrückt: 13201 hm, 1032 km, 71 Rennräder, 70 Radsportler, 9 Guides, 7 Helfer, 8 Tage, 8 Städte, 7 Hotels, 6 Begleitfahrzeuge, 3 Staaten, 2 Physiotherapeuten, viele, viele Liter Wasser und Isogetränk, viele Gele, Riegel, Waffeln und diverse kg Mittagsverpflegung.
Soweit die Kurzfassung. Die Langfassung handelt von großem Glück, von Trauer, Schmerz, Lachen und ganz viel Sport. Rund 80 Personen fahren gemeinsam mit Rennrädern und Begleitfahrzeugen vom hessischen Jügesheim ins französische Aix-les-Bains. Jede/r brachte seine persönliche Geschichte mit, Einige ihre Krankheitsgeschichte, Viele ihre Hoffnungen und wohl Alle große Erwartungen.
Da gibt es den Radsportler, der auf vielen Bühnen dieses Landes gestanden hat, in Fernsehproduktionen mitgewirkt hat und eines Tages die Diagnose Multiple Sklerose bekam. Das Theater gab er auf, suchte sich einen Job, bei dem die krankheitsbedingten Ausfallerscheinungen weniger problematisch waren. Er hörte von Besis Geschichte, nahm Kontakt zu ihm auf und kam durch sein Vorbild zum Radsport. Ein anderer Teilnehmer erkrankte an einer weniger bekannten Form des Rheumatismus, konnte zeitweise nur schwer gehen oder laufen und hatte auch auf dem Rad Schmerzen. Ohne wirkliche Erfahrung auf dem Rennrad sagte er zu, als Besi ihm zuriet, mitzukommen. Dann Kati, Moni und Ralf, die viele Leser wohl schon aus den Berichten unserer Barcelona-Tour oder den Fernsehdokus und unserem Kinofilm kennen.
Es gibt aber auch sehr gut trainierte Sportler, die außer ihrer Liebe zum Radsport und der Bewunderung über Besis Leistung keine besondere Motivation hatten, sich zwei Wochen lang auf dem Sattel durch Europa zu bewegen.
Zwischen diesen Polen finden sich alle anderen Teilnehmer wieder – mit keinen, mehr oder weniger großen gesundheitlichen Einschränkungen und moderatem bis hohem Trainingsumfang.
Zu Besi & Friends wird dieser bunte Haufen durch den Willen, gemeinsam etwas zu leisten, was die meisten von ihnen alleine nicht schaffen würden. Gemeinsam steigen sie auf das Rennrad, kämpfen sich Hügel und Berge hinauf, rollen vorsichtig oder gekonnt wieder hinab, kommen gemeinsam am Zielort an, gehen Essen, ein Bier trinken, schauen gemeinsam Fußball und vergessen einen Moment lang, dass es ein Leben gibt, bei dem dies alles nicht die oberste Priorität darstellt.
Montagmorgen geht es für diesen bunten Haufen, der mehr und mehr zu einem Team wird, auf die achte Etappe. Die Alpen sind fast greifbar, die echten Herausforderungen stehen den Friends noch bevor. Sicher werden nicht alle jede Teiletappe mitfahren können, werden einige Teilnehmer in die Begleitfahrzeuge umsteigen müssen. Viele Grenzen existieren nur in den Köpfen, manche von ihnen bleiben jedoch unüberwindlich. Dennoch sind sich inzwischen alle sicher, dass alle von uns wie kleine Kinder in Saint Tropez ins Mittelmeer springen werden.
*Es gab einen Sturz bei einer Abfahrt. Der Sportlerin geht es – bis auf ein paar oberflächliche Verletzungen – relativ gut.
**Ein Abendessen auf Einladung des deutschen Honorarkonsuls in Genf, Herrn Jean-Marie Probst. Ihm verdanken wir auch die sagenhafte Ankunft in Genf mit Polizeieskorte!
Das Tagebuch auf Rad statt Rollstuhl:
- 1. Etappe: Jügesheim nach Heilbronn
- 2. Etappe: Heilbronn nach Ehingen
- 3. Etappe: Ehingen nach Singen
- 4. Etappe: Singen nach Delémont
- 5. Etappe: Delémont nach Pontarlier
- 6. Etappe: Pontarlier nach Genf
- 7. Etappe: Genf nach Aix-les-Bains
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