Commuting mit dem E-Caferacer – ein Erfahrungsbericht

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Eine Zusammenfassung meiner Testphase mit dem Creme Caferacer mit BionX-Hinterradantrieb, das mir bikenest.de freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

© Bikenest

Zuerst eine kurzes unsachliches Statement: der Caferacer hat mich „angefixt“.

In einem ersten Artikel nach wenigen Tagen mit dem E-Bike (eigentlich ja ein „Pedelec“) hatte ich schon erste Erfahrungen beschrieben. Die Ergebnisse, die ich in der kurzen Zeit gewonnen habe, haben sich nach ca. 200 km mit dem Caferacer bestätigt.

Fahrzeit

Mein Weg zur Arbeit ist ca. 9 km lang und führt über mehr als 20 Ampeln, von denen nicht wenige meine Fahrt in schöner Regelmäßigkeit unterbrechen. Meine normale Fahrzeit mit dem Rennrad / Cyclocrosser beträgt somit ungefähr 30 Minuten. Mit dem Caferacer ist diese Fahrzeit „locker“ machbar. Locker deshalb, weil ich mir angewöhnt habe, nicht unnötig viel Kraft darin zu investieren, schneller als 25 km/h zu fahren. Der dann recht hohe Kraftaufwand rechnet sich nicht: die Zeitersparnis ist (bedingt durch die vielen Ampeln) gering, die Schweißproduktion hingegen recht hoch. Der Caferacer ist bauartbedingt einfach nicht für  Geschwindigkeiten über 25 km/h ausgelegt: die Sitzpostition ist vergleichsweise aufrecht, der Windwiderstand somit recht groß. Durch den Motor, der ausgeschaltet einen (kleinen) zusätzlichen Widerstand erzeugt und durch die zu bewegende höhere Masse wird das Rad ständig etwas abgebremst.

Man könnte einwenden, dass der E-Caferacer dann eigentlich nicht nötig ist. Das stimmt nur, wenn man ausschließlich die Fahrzeit betrachtet. Die Fahrzeit mit meinem Tourenrad ist übrigens etwas länger, da Rennräder sich leichter beschleunigen lassen und die angenehme Fahrgeschwindigkeit höher liegt als beim Tourenrad.

Fahrer, die mit ihrem Alltagsrad Geschwindigkeiten von 25 km/h nur in Ausnahmefällen erreichen, können mit einem Pedelec auf dem Weg zur Arbeit deutlich Zeit sparen.

Fahrspaß

Hier kommt der für mich relevante Teil. Auch bei vergleichbarer Fahrzeit ist das Commuting (deutsch: „Mit dem Rad zur Arbeit fahren“) mit einem Pedelec deutlich entspannter. Das Schwitzen bleibt aus, wenn man sich tatsächlich vom Elektromotor unterstützen lässt und nicht über die (rechtlich und technisch) vorgegebene Grenze von 25 km/h hinausgehen will.

Der Caferacer ist durch die Programmierung von bikenest sehr sportlich ausgelegt: bei voller Unterstützung ist die Beschleunigung von Null auf 25 km/h in wenigen Sekunden möglich. Hier ist dann aber auch etwas Kraft gefragt, da die Übersetzung recht groß (44:16) gewählt wurde. Dies ließe sich durch eine passende Wahl von Kettenblatt vorne bzw. Ritzel hinten individuell auf das eigene Bedürfnis einstellen.

Aufgrund der starken Beschleunigung habe ich mich endlich einmal darauf gefreut, an roten Ampeln halten zu müssen. Das Anfahren bei Grün machte mir einfach Spaß!

Dennoch habe ich als schneller Radsportler die gesetzlich vorgegebene Grenze von 25 km/h als unnötige Beschränkung empfunden. Immer, wenn es gerade losging, regelte der Motor (völlig korrekt) ab und ich musste selber für den Vortrieb sorgen. Radfahrer, die gern 28-30 (oder schneller) fahren werden somit mit einem Pedelec nicht völlig glücklich werden. Diese müssten sich dann nach einem „S-Pedelec“ umsehen. Dies wird bereits als Kleinkraftrad eingestuft und ist daher führerschein- und versicherungspflichtig. Dafür darf es dann aber bis zu 45 km/h schnell sein!

Fahrkosten

Um ehrlich zu sein: ich habe diese nicht genauer betrachtet. An erster Stelle stehen die Anschaffungskosten. Ab rund 1.600 € erhält man den BionX Nachrüstsatz für sein eigenes Lieblingsrad. Ein stolzer Preis? Kommt darauf an, womit ich es vergleiche. Ein Fahrrad ist ohne E-Antrieb meist günstiger. Dies steht gar nicht zur Diskussion. Ein Pedelec für den Weg zur Arbeit soll hingegen die Jahreskarte der „Öffis“ oder sogar das Auto ersetzen. Verglichen mit der Jahreskarte liegt der Anschaffungspreis auf mehrere Jahre bezogen auf einem vergleichbaren oder sogar deutlich niedrigerem Niveau. Verglichen mit den laufenden Kosten eines PKW ist das Pedelec konkurrenzlos.

Einberechnet werden muss, dass auch das Radfahren mit einem Pedelec eine regelmäßige (moderate) körperliche Betätigung darstellt, die gesundheitlich auf der Habenseite verbucht werden kann.

Die Unterhaltskosten werden durch die individuelle Abstimmung der Elektronik bzw. die Wahl der Fahrstufe maßgeblich beeinflusst. Mit meiner sportlichen Fahrweise (ständig auf höchster Fahrstufe) hat der Akku ca. drei Tage (ca. 60 km) durchgehalten. Ich habe es allerdings nicht darauf angelegt und den Akku nach zwei Tagen geladen. Die Stromkosten sind gering, diese müssten natürlich in eine Vergleichsrechnung aufgenommen werden.

FahrHandling

Viel gibt es zum Handling nicht zu sagen: Akku einsetzen und mit dem Schlüssel diebstahlsicher abschließen. Das Einsetzen geht leicht vonstatten. Das Bedienpanel wird wie ein etwas größerer Fahrradcomputer in eine Halterung am Lenker gesteckt und durch längeren Tastendruck eingeschaltet. Das Panel ist bei Tageslicht gut ablesbar, bei Dunkelheit beleuchtbar und zeigt u.a. die Geschwindigkeit und die Betriebsstufe an.

Nun muss man noch den kurze Selbsttest des Systems abwarten und kann dann die Betriebsstufe (1-4 bzw. Rekuperationsmodus=Laden des Akkus während des nicht motorunterstützten Fahrens) einstellen. Schon kann es losgehen.

Beim Anfahren auf engem Raum oder vor einer befahrenen Straße muss man beachten, dass das Rad in höchster Stufe rasant anfährt! Daran gewöhnt man sich jedoch schnell. Während des Fahrens ist nichts zu beachten. Möchte man seinen Akku ein wenig schonen sollte man die Vorderradbremse möglichst selten einsetzen und häufiger durch Verwendung des linken Bremsgriffs (für die Hinterradbremse) den Rekuperationsmodus einschalten, der das Rad sanft abbremst.

Nach der Fahrt wird das Bedienpanel abgeschaltet und ggf. abgenommen. Ebenso kann der Akku als Diebstahlschutz abgenommen werden. Da kein gut geformter Griff vorhanden ist gestaltet sich das Tragen des Akkus etwas umständlich.

Das Laden erfolgt mit einem separaten Ladegerät in montiertem oder demontiertem Zustand und geht (bei dem verwendeten kleinen 6,6Ah-Akku) schnell.

Fazit

Immer wieder gerne! Das Fahren mit einem Pedelec macht Spaß und kann durchaus sportlich sein. Selbst schweißtreibende Aktivitäten sind hiermit möglich. Das Senioren-Image dieser Räder ist ein Vorurteil, das nur soweit zutrifft, das Pedelecs das Radfahren „demokratischer“ machen und mehr Menschen, beispielsweise Senioren, das Radfahren auch auf längeren Strecken ermöglichen.

Wenn ich mir jedoch ein Pedelec für den regelmäßigen Weg zur Arbeit anschaffen würde, wäre ein S-Pedelec (siehe oben) meine Wahl. Dies liegt aber an meiner persönlichen Einstellung (vgl. meinen Feuilleton-Artikel „Die Entdeckung der Schnelligkeit„).

Für Alle, die gern den Weg zur Arbeit mit dem Rad zurücklegen möchten, dies aber wegen der Entfernung, der fehlenden Dusch- bzw. Umkleidemöglichkeit am Arbeitsplatz etc. bisher nicht in Betracht gezogen haben ist ein Pedelec eine tolle Anschaffung. Wenn bereits ein technisch gutes bis hochwertiges Fahrrad im Keller den Dornröschenschlaf schläft, kann dies durch einen Nachrüstsatz, wie er von bikenest angeboten wird, zu einem neuen Leben erweckt werden.

Dass dies auch finanziell durchaus lohnend sein kann zeigt der Ersparnisrechner bei Jobrad.org. Seit das sogenannte Dienstwagenprivileg für KfZ nun auch für Fahrräder und somit auch Pedelec anwendbar ist können Arbeitnehmer eine Steuerersparnis geltend machen und somit bis zu 40 % des Kaufpreises sparen.

Nachtrag

Hier noch einmal der Vergleich der Geschwindigkeit zwischen dem Cyclocrosser und dem Caferacer auf derselben Strecke. Auffallend ist die höhere Spitzengeschwindigkeit des Crossers aber auch die gleichmäßigere Geschwindigkeit des Caferacers. Mit beiden Rädern wurde in etwa dieselbe Fahrzeit für die aufgezeichnete Strecke benötigt!

Heimweg Crossrad

Heimweg Caferacer