Wie bereits kurzfristig in meinem Artikel von gestern ergänzt hat Schwalbe inzwischen eingelenkt und sich für das überzogene Vorgehen entschuldigt. Aus meiner Sicht ein zufriedenstellender Ausgang dieser Posse.
Einige Anmerkungen zu den Reaktionen auf diesen Vorgang im web:
- Es ist erfreulich, dass Bürger/Konsumenten/“das Volk“ mit dem Mitteln des web 2.0 einen Teil der Macht gegen den Markt zurückgewonnen haben, die längst verloren geglaubt war. Ohne die Nachrichten in diversen Blogs, über Twitter etc. wäre der Druck auf die Firma Ralf Bohle GmbH nicht so schnell so groß geworden.
- Diese Macht stellt jedoch auch eine Gefahr dar. Eine geschickt lancierte Fehlinformation kann leicht dazu genutzt werden, eine Welle loszutreten, die kaum gesteuert werden kann. Das, was in der „klassischen“ Presselandschaft üblich ist (bzw. sein sollte), dass Nachrichten erst veröffentlicht werden, wenn sie gegengeprüft wurden, wird im web 2.0 fast vollständig außer Acht gelassen. Eine Nachricht ist eine Nachricht ist eine Nachricht… Ein Beispiel hierfür sind die seit Jahren kursierenden „Hoaxes„.
- Viele Kommentare verknüpften die Kritik u.a. mit der Qualität der Reifen. Interessanterweise hielten sich positive wie negative Aussagen über die Qualität der Reifen nahezu die Waage. Man fragt sich, ob das gezeigte Auftreten im Markt in den Augen der Kritiker legitim gewesen wäre, wenn sie die Qualität der Reifen anders bewertet hätten: Darf eine Firma, die gute Ware herstellt eher „böse“ Dinge tun als eine Firma, die schlechtere Ware produziert?
- Eine andere geäußerte Aufforderung war, Schwalbe zukünftig zu boykottieren. Natürlich darf jede/r kaufen, was er/sie mag. Allerdings gehen bei weniger gravierenden Vorkommnissen Boykottaufrufe in die falsche Richtung. Fehler sind dazu da, gemacht zu werden. Erst, wenn sie wiederholt werden, werden sie zu echten Problemen. Gerade die Forderung, das gezeigte Verhalten zu ändern verknüpft mit der Zusage, daraufhin die Angelegenheit ruhen zu lassen kann den Angegriffenen dazu bewegen, etwas zu verändern. Wenn eine Firma damit rechnen müsste, auch nach einem Einlenken boykottiert zu werden, wäre die Motivation, einzulenken sicher nicht sonderlich groß.
- In einer ersten Stellungnahme von tomsbikecorner.de nach der Entschuldigung durch Schwalbe wurde kritisiert, dass die Firma weiterhin die Unterzeichnung der Unterlassungserklärung erwartet. Hier stellt sich die Frage, was mit dem Protest gegen die Abmahnaktion erreicht werden sollte: die Rücknahme der kostenpflichtigen Abmahnungen oder die Freigabe des Bildmaterials. Das erste war aus meiner Sicht legitim, das zweite hingegen nicht. Dass Schwalbe Urheberrechtsverletzungen kritisch verfolgen wird ist deren gutes Recht, die Händler sollten nun sensibilisiert sein und entsprechende Vereinbarungen mit Schwalbe treffen. Ich konnte selber feststellen, dass Schwalbe das Recht, Bildmaterial veröffentlichen zu dürfen, schnell und unbürokratisch erteilt.
Insgesamt zufrieden schließt
Ihr/Euer BikeBlogger