Der Kreis schließt sich: Buchrezension „Slow Motion“

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Jens Hübner ist Radreise-interessierten Radfahrern schon länger ein Begriff. Mit seinen Aquarellen ist Jens ein gern gesehener Gast auf Fahrradmessen oder in Outdoor-Geschäften. Hierdurch habe auch ich seine Bekanntschaft gemacht.

Bei der VELOBerlin im März war Jens mit dem Vortrag zu seiner Weltumrundung zu Gast. Humorvoll und kurzweilig nahm er die Zuschauer in knapp 30 Minuten mit auf seine 2-jährige Reise um die Welt. Wie lang ein Vortrag auch dauern mag, er kann nur Ausschnitte einer Reise zeigen, bestenfalls pointieren. Wer neugierig geworden ist oder den Vortrag (noch) nicht gesehen hat, kann die Reise nun auch schwarz auf weiß nachvollziehen.

Slow Motion, so der Titel, deutet darauf hin, was den Leser nicht erwartet: kein Radrennen, keine Rekordjagd im Stil von „In 80 Tagen um die Welt“. Jens Hübner lädt uns vielmehr ein, ihn auf Teilen seiner Reise zu begleiten, mit ihm Teile dieser Erde zu erfahren.

Diese Reise (wenn man bei einem Zeitraum von zwei Jahren überhaupt noch von einer Reise reden kann) führte ihn in zwei Jahren über 25.000 km durch alle Kontinente und fast alle Klimazonen. Durch Demokratien und Länder, die noch ihren Weg zur Demokratie suchen, durch von Banden und Rebellen beherrschte Gebiete ebenso wie durch geleckte Vorstädte, deren Bewohner sich Fremden nahezu völlig verschließen.
Zwei Jahre auf 255 Seiten. Früher hätte diese Zeit für einen dicken Wälzer gereicht. Heute muss sich der Autor beschränken. Er muss pointieren, muss weglassen können. So passiert es durchaus schon mal, dass Wochen in Nebensätzen abgehandelt werden, dass Grenzen fast im Rhytmus der Buchseiten passiert werden. Mitunter enden Ereignisse ohne Nachwort, springt der Autor von einem Erlebnis zum Anderen.
Ich hätte mir an einigen Stellen mehr Zeit und Raum gewünscht, um mehr über den einen oder anderen Reisepartner und so manchen Ort zu erfahren.

Wenn Jens Hübner sich die Zeit und den Raum nimmt, werden Namen zu Menschen, Ortsnamen zu Schauplätzen. Selten, dass man darauf wartet, wann der Autor endlich weiterfährt, weiterschreibt. Häufiger, dass man ein wenig enttäuscht ist, dass er es tatsächlich tut.

„Täglich schraube ich mich die Andenpässe hinauf, um dann wieder talwärts zu schießen.“ © Jens Hübner

Im Vorwort schreibt Jens recht kurz über die Beweggründe seiner Reise. Auch 255 Seiten später ist der Grund seines Aufbruchs, die Motivation, sich zwei Jahre dem Unbekannten zu stellen, für mich immer noch nicht ganz klar erkennbar. Möglicherweise braucht es keinen tieferen Grund, möglicherweise war es nur so, dass er sich das erlaubt hat, was manch Einer gerne täte, sich aber nicht zutraut. Dennoch suche ich – ganz konservativ – bei solchen Vorhaben nach dem „Warum?“.

„An dieser Karibikküste unter Palmen genieße ich ein völlig entspanntes Lebensgefühl. (Belize)“ © Jens Hübner

Wer die Möglichkeit hat, Jens Hübner live zu erleben oder ihn persönlich zu sprechen, sollte dies daher wahrnehmen. Jens ist ein interessanter Erzähler, dem man gern zuhört. Vorträge und Erzählungen runden so das Bild ab, das im Buch mitunter zu sehr skizziert erscheint, die von mir gesuchten Gründe werden spürbar, wenn auch nicht direkt greifbar.
Womit ich bei dem eigentlichen Ausdrucksmittel des gelernten Grafikers Jens Hübner bin: der Bildsprache. Und diese kommt im Buch leider viel zu kurz.

Kunafrau auf einer Karibikinsel (Panama 04-2008) © Jens Hübner

Die Aquarelle und Zeichnungen, die während der Reise entstanden sind und Ausstellungen und ganze CDs füllten, spielen im Buch nur eine Nebenrolle. Eine Entscheidung (des Verlages?), die ich nicht nachvollziehen kann.
So ist man auf die regelmäßigen Ausstellungen, z. B. bei Globetrotter in Berlin, angewiesen, um die von Jens gewonnenen Reiseeindrücke teilen zu können.

Und noch ein Tipp: auf Messen signiert Jens Hübner sein Buch Slow Motion live. Signieren bedeutet in diesem Fall, dass von ihm eine persönliche Widmung und ein Aquarell direkt im Buch angefertigt werden. Alternativ ist das Buch (ohne Amazon und Co.) auch direkt auf seiner Website mit Aquarell zu beziehen.

Das Buch möchte ich – trotz meiner kritischen Anmerkungen – jedem reiseinteressierten Radfahrer ans Herz legen. Wer die Möglichkeit hat, sollte es dann dabei haben, wenn Jens Hübner live zu erleben ist!

Wer sich eingangs fragte, was mit dem sich schließenden Kreis gemeint sei, wird nun nicht länger auf die Folter gespannt. Während ich das Buch von Jens Hübner gelesen hatte kam der neue Bildband „Cycle Love“ in die Buchhandlungen und landete auch auf meinem Schreibtisch. In ihm findet sich ein Foto sowie ein Kurzportrait von – Jens Hübner. Mehr zu „Cycle Love“ demnächst an dieser Stelle.

Die Fotos wurden mit freundlicher Genehmigung des Autors dem Buch entnommen. Das Aquarell der Kunafrau entstand während der Reise, ist aber nicht im Buch abgedruckt.

Slow Motion
256 Seiten, 36 Farbfotos, 41 S/W Fotos,
9 farbige Abbildungen, 19 S/W Abbildungen,
2 Karten,
Format 13 x 21,5 cm,
gebunden mit Schutzumschlag,
Moby Dick
ISBN 978-3-7688-5340-8

 

 

Hinweis zur Kennzeichnung als „Werbung“
Ich habe das Rezensionsexemplar vom Verlag unentgeltlich zur Verfügung gestellt bekommen. Daher muss ich diesen Artikel nach aktuellem Rechtsverständnis als Werbung kennzeichnen.

Ein Gedanke zu „Der Kreis schließt sich: Buchrezension „Slow Motion“

  1. Hey, ein sehr ineressanter Blog. Dieses Buch ist sehr lehrreich und ich kann es jedem Hobby- Radfahrer nur wärmstens empfehlenn.

    Alles Liebe Timo

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