Sixdays Bremen 2017: mein „erstes Mal“

Nach mehreren Jahren als bloggender Fotograf beim Berliner Sechstagerennen erhielt ich nun die Gelegenheit, auch das Bremer Sechstagerennen kennenzulernen.
Am Sonntag – dem 3. Tag der diesjährigen Sixdays – war es soweit. In Bremen angekommen, verstaute ich meinen Koffer und machte mich auf den Weg zur ÖVB-Arena. Dort gab es die erste Überraschung. Erhält man als akkreditierter Journalist in Berlin lediglich Zutritt zum Publikumsbereich und (bis 2016) zur Bahn, durfte ich mich in der Bremer Halle auch im VIP-Bereich aufhalten, was in der recht kleinen Halle einen guten Blick auf die Bahn ermöglicht.
Nich nur die Halle ist klein, auch die Bahn wirkt mit ihren 166 Metern im Vergleich zu anderen Bahnen eher wie ein Pumptrack. Dies und die daraus resultierende extreme Kurvenneigung garantiert ein rasantes Rennen – ein Ausruhen ist hier nicht möglich: Rundengewinne, für die Fahrer bei über 200 Meter langen Bahnen viel Stehvermögen benötigen, werden in Bremen fast ständig herausgefahren.
So nimmt der nicht ganz so fachkundige Zuschauer eine technische Neuheit gern an: über spezielle LED-Rücklichter wird die führende Mannschaft deutlich sichtbar gekennzeichnet.
Apropos Mannschaft: das Fahrerfeld bei den Männern ist hochklassig besetzt. Kaum ein Name fehlt – wenn man die britischen Topfahrer wie Bradley Wiggins und Mark Cavendish, die eher selten bei Sechstagerennen außerhalb des Königreichs vertreten sind, ausnimmt. Kenny de Ketele, Wim Stroetinga, Nick Stöpler und der belgische Top-Fahrer Iljo Keisse sind nur einige der Namen des internationalen Fahrerfeldes. Aus deutscher Sicht sind wohl alle Stars vertreten: Marcel Kalz, Leif Lampater und Christian Grasmann spielen beim Kampf um das Podium eine wichtige Rolle.

Marcel Barth

Da darf auch Publikumsliebling Marcel Barth nicht fehlen. Mit seinem jungen Partner Robbe Ghys hat er zwar keine Chance auf einen der vorderen Plätze, als Entertainer ist er hingegen in diesem Fahrerfeld ungeschlagen. Diese Rolle genießt „Ballerbarth“ sichtbar. Sein angekündigter Abschied vom Sechstagesport gibt ihm Gelegenheit, sein letztes Rennen nochmal besonders mit dem Publikum zu feiern.
Nicht unterschlagen möchte ich die Frauen, von denen man einige bereits aus den Rennen im Berliner Velodrom kennt. Schade, dass ihr Wettbewerb am Sonntag bereits – mit dem Sieg der sympathischen Anna Knauer – endete.

Siegerehrung Frauen: v.l.: Jarmila Machačová (2.), Anna Knauer, Lisa Klein (3.)

Bei den Sprintern fehlt leider der aufgrund eines Sturzes beim Training verletzte Maximilian Levy, der durch René Enders vollwertig ersetzt werden konnte.

Die Bremer Sixdays haben einen besonderen Stellenwert im aktuellen Sixdays-Zirkus. Mit der kurzen Bahn und einem außergewöhnlichen Showkonzept kann sich die Traditionsveranstaltung weiterhin behaupten, während andere Rennen wegen steigender Kosten gestrichen oder wie das Berliner Rennen an internationale Investoren verkauft werden mussten. Man muss nicht gleich Fan von Show-Acts wie Mickie Krause oder Peter Wackel werden, um zu erkennen, dass diese ein Element sind, das Sechstagerennen am Leben zu erhalten.

Party mit Peter Wackel

Nur schade, dass der Sport dabei nicht immer die Hauptrolle spielt: die Radsporthalle war gestern zeitweise recht leer, während in den Party-Hallen durchgehend Stimmung herrschte. Auch der dadurch erkennbar höhere Alkoholkonsum ist eine traurige Begleiterscheinung dieses Konzeptes.
Und der Sport? Wie geschrieben, sind die Rennen hochklassig besetzt, durch die besondere Bahn kurzweilig und daher für das fachkundige Publikum sehr attraktiv. Dass der Vorjahressieger Marcel Kalz mit seinem Partner Iljo Keisse am gestrigen Nachmittag wieder die Führung übernahm, gefällt den deutschen Fans verständlicherweise besonders und erhöht die Spannung für die letzten beiden Tage!

Marcel Kalz / Iljo Keisse

Ein paar ausgewählte Fotos vom vergangenen Sonntag werden in einer Galerie zu finden sein. Link folgt!