CTF Bötzsee oder: aus Anfängerfehlern lernen!

Der BRC Semper 1925 e.V. rief und Alle Viele kamen. Ausgeschrieben war eine CTF (Country Touristik Fahrt), die im Gegensatz zu einer RTF durch’s Gelände geht und ausschließlich mit dem Cyclocross-Rad bzw. mit dem MTB fahrbar ist. Start und Ziel dieser RTF sollte in Seefeld bei Werneuchen, Zwischenstopp am schönen herbstlichen Bötzsee sein.

Bötzsee © kaffee / pixelio.de

Georg Inderst, ebenfalls seit einiger Zeit stolzer Besitzer eines Cyclocrossers, schlug die CTF als samstägliches Training vor. Von einigen ersten Versuchen „angepiekst“ sagte ich sofort zu.

Kurz nach 9 Uhr verließen wir Weißensee in Richtung Ahrensfelde. Radfahrer sind ja bekanntlich leider Frühaufsteher. 12 Uhr hätte mir auch gereicht. Müsli und genug Kaffee machen aber auch aus mir Samstagmorgen so etwas wie einen Menschen.

Da wir um 10 Uhr da sein sollten mussten wir der B 158 folgen – herbstliche Radwege verlieren mit dem Crosser ihren Schrecken. Wenn ein Weg für das Rennrad wegen nassen Laubs und Ästen nahezu unpassierbar wird fängt der Spaß mit dem Crossbike gerade an. Dennoch ist mit diesen Rädern ein 30er Schnitt locker machbar.

10 Uhr. Wir erreichen den Start und werden mit der Frage: „Seid ihr schon angemeldet? Wir fahren jetzt los!“ begrüßt. Schnell die Formalitäten erledigen – wir sind schließlich in Deutschland – dann sind auch wir bereit. Der Start lässt dennoch auf sich warten. Erst die Einweisung. „Wir fahren als geführte CTF in zwei Gruppen“. Gut, wir reihen uns als „Newbies“ in die langsamere Truppe, die fast ausschließlich aus Mountainbikern besteht, ein. Die schnellere Truppe fährt los, kurz darauf auch wir.

Gemütlich fahren wir die ersten Meter auf der Straße, dann geht es auf kleine Wege, schließlich über Graswege. Weiterhin gemütlich. Sehr gemütlich. Als uns die Schnelleren, die ein paar Extraschleifen fahren, wieder entgegenkommen überlegen wir bereits, ob wir in der falschen Truppe sind. Nach einiger Zeit werden wir auf einem Feldweg wieder von ihnen eingeholt und bleiben dran.

Jetzt merkten wir, dass wir hier richtig waren. Lag mein Puls auf den ersten Kilometern noch durchschnittlich bei 120-130 bpm ging er jetzt auf 150-160 hoch. Noch nicht Anschlag, aber schon recht fordernd. Die Wege wurden steiniger, enger, tiefe Löcher und große Steine lauerten auf unaufmerksame Fahrer. Auch die mitfahrenden Mountainbiker hatten sichtlich zu kämpfen, manche Hindernisse konnten nur noch durch Bunnyhops sicher gemeistert werden. Der Dreck flog uns um die Ohren, die zuvor sorgfältig geputzten Räder sahen endlich „richtig“ aus.

Cyclocross „dirty“

Vor dem Start hatte ich – klug wie ich bin – einen Profirat befolgt: im Gelände immer mit niedrigstmöglichem Luftdruck fahren! Also hatte ich Luft abgelassen. Dies sollte sich rächen. Profis fahren nämlich auf Rundkursen, auf denen sie bei Pannen ständig Reserveräder oder wenigstens neue Laufräder erhalten können. Auf einer CTF wartet jedoch niemand mit frischem Material.

So erwischte es mich prompt: an einer Stelle merkte ich, wie der Reifen gestaucht wurde, so dass der Schlag bis auf die Felge durchging: der gefürchtete Snakebite, bei dem der Schlauch durch die Felge an zwei Stellen durchstoßen wird. Die Luft hielt bis Wesendahl – dort war Schluss. Anhalten, die Anderen fahren lassen, aufpumpen. Ein Nachzügler holte mich ein und empfahl mir, bei der Kontrollstelle den Reifen zu wechseln. Dort wartete neben Keksen, warmen und kalten Getränken eine ordentliche Pumpe …

Ich ließ mich von ihm führen, musste zwischendurch nochmal „nachtanken“ und lief letztendlich den letzten Kilometer mein plattgefahrenes Rad schiebend zu Fuß.

Und da offenbarte sich der nächste Anfängerfehler: was nutzt ein Reservereifen, wenn man noch die Hälfte der Strecke vor sich hat? Die schnellere Truppe war bereits wieder weg, mit der langsameren Gruppe wollte ich nicht fahren. Also entschied ich mich dazu, auf „sicherem“ Asphalt in Richtung Berlin zu fahren.

Georg fuhr inzwischen mit den „Flotten“ eine Runde durch den Wald zwischen Bötzsee und Strausberger See. Am Ziel in Seefeld gab es dann noch lecker Kuchen und Suppe, Kaffee und Bier. Die Versorgung bei dieser Veranstaltung war vorbildlich!

Georgs Crosser © Georg Inderst

Der Weg zurück war klassisches Rennradtraining. Gerade Straßen, glatter Asphalt: kurbeln, Unterlenkergriff bei Gegenwind, weiter kurbeln. Eigentlich langweilig, nach der Fahrt mit hohem Tempo durch’s Gelände jedoch eine angenehme und entspannende Abwechslung. Nach 63 km endete dann mein erstes CTF-Erlebnis.

In Berlin angekommen folgte die Bestandsaufnahme:

  • Ein Reserveschlauch ist gut – reicht aber im Gelände nicht immer aus!
  • Grip ist nicht alles – Pannensicherheit hat auch seine Vorzüge!
  • Auch bei moderaten Temperaturen und Winter-MTB-Schuhen können Füße frieren!

Daraus werde ich meine Schlüsse ziehen. Anfängerfehler dürfen gemacht werden – man sollte sie nur nicht wiederholen. Diese CTF war mit Sicherheit erst der Anfang für mich!

P.S.: Inzwischen sind natürlich unsere Räder wieder schick und wohnzimmergeeignet:

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