Prag: Bike to Heaven. Ein Denkmal.

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Man kann in Prag nicht Rad fahren. Heißt es. Wegen der Berge. Die Topographie setzt der Eigenbewegung Grenzen. Man kann in Prag auch nicht Auto fahren. Eigentlich. Wegen der Berge. Wegen der Moldau. Wegen der engen, verwinkelten Altstadtstraßen und denkmalgeschützten Gebäude. Wegen der Gärten und Parks.

[aus: Bettina Hartz: „Bike to Heaven. Fahrradszene Prag.“ in: fahrstil nr. 15. antrieb, S. 15]

Es gibt Menschen die dies tun. Rad fahren. In Prag. Es werden ständig mehr. Während Bettina Hartz 2013 im oben genannten fahrstil-Artikel noch ein eher pessimistisches Bild der Situation der Radfahrer in der „goldenen Stadt“ zeichnet, war ich in diesem Jahr sehr beeindruckt, eine moderne, junge und fahrradfreundliche Stadt vorzufinden. Möglicherweise hatte ich dieselbe Brille auf, die auch Berlin-Besucher häufig tragen, wenn sie vom Radverkehr hierzulande schwärmen. Eventuell liegt die Wahrheit – wie so oft – in der Mitte.

2006 war es eine andere Wahrheit. Eine Stadt, die nur wenige Jahre zuvor die Last des irrealen Sozialismus von sich geworfen hat, die wie viele anderen Städte mit Schnellstraßen den Fortschritt einholen wollte. Jan Bouchal wollte nichts einholen, er gehörte zu einer Gruppe junger Menschen, die unter dem Namen Auto*Mat einen anderen Lebensstil bevorzugte. Er galt als Fahrradaktivist und so ist es nicht verwunderlich, dass er im Januar 2006 mit dem Rad nach Hause unterwegs war, als er von einem Auto angefahren wurde. Jan „Pup“ Bouchal starb 6 Tage später an seinen schweren Verletzungen. Die Polizei stellte die Ermittlungen zu seinem Tod ein.

2013 wurde das (mit Geldspenden finanzierte) Denkmal „Bike to Heaven“ des Künstlers Krištof Kintera an der Stelle eingeweiht, an der Jan Bouchal angefahren wurde. Es trägt (in tschechischer und englischer Sprache) die Inschrift:

JAN PUP BOUCHAL 1975 – 2006

DEDICATED TO PUP AND ALL THE CYCLISTS WHO DIED IN THE STREETS OF PRAGUE.

Mehr Informationen über Jan Pup Bouchal findet man in o.g. fahrstil-Artikel (nicht online verfügbar) sowie (in tschechisch) auf Wikipedia. Eine Übersetzung bietet Google. Informationen über das Denkmal Bike to Heaven bietet wieder ein Wikipedia-Artikel sowie dessen Übersetzung. Radio Prague hat zur Errichtung des Denkmals ein Interview mit der Auto*Mat-Mitarbeiterin Tereza Vohryzková geführt.