Das Fahrrad auf dem Weg zur Normalität?

Der Wandel Deutschlands – oder zumindest einiger Ballungszentren wie Berlin – zu einer multimodalen Gesellschaft geht schleichend voran. Das Stadtbild wird immer stärker geprägt von Carsharing-Autos, Leihrädern, gewerblichen wie privaten Lastenrädern und natürlich der unüberschaubaren Menge von privat genutzten Fahrrädern aller Arten. In anderen Bereichen verläuft die Entwicklung sprunghaft. Die beiden Berliner Fahrradmessen Berliner Fahrrad Schau und VELOBerlin sind fest etabliert, die grüne Welle für Radfahrer wird vom nicht als übermäßig fahrradaffin bekannten Senat angetestet und sogar die Welt titelt: „So revolutionieren Fahrräder die Metropolen„. Die in einigen Städten anzutreffenden Parkhäuser für Räder und Fahrradzählanlagen sind weitere Belege dafür.

Fahrradzählanlage in Freiburg/Breisgau

Nr. 8532: Fahrradzählanlage in Freiburg/Breisgau

Nun gut, der unvermeidliche Querschläger kommt von der BZ oder vielmehr von ihrem Möchtegern-Kolumnisten Gunnar Schupelius:

Die Zukunft gehört nicht dem Fahrrad. Das Fahrrad ist eine Technologie aus der Steinzeit. Deshalb wollen die Chinesen ihre Fahrräder loswerden.

Die Zukunft gehört dem Auto … Die Zukunft gehört dem Tempo und nicht der Langsamkeit.

[via www.bz-berlin.de]

Lassen wir ihn, jeder braucht seine Nische, selbst wenn sich die Nische am Ende einer Sackgasse befindet.

Zurück zur Realität.
Das Angenehme ist: es ist kein „Hype“ , keine Hipster-Veranstaltung, keine schnelllebige und bald wieder vergessene Mode, sondern (nahezu immer) bodenständig und „normal“. Kaum jemand wundert sich noch über Radfahrer im Winter und selbst Fahrradstaus auf den Haupt(rad)verkehrsachsen Berlins sind nichts Außergewöhnliches mehr.

Eine Domäne gehört jedoch unangefochten dem Auto: der Verkehrsfunk. In Zeiten, in denen der Verkehr zur Hauptverkehrszeit in Richtung Innenstadt immer häufiger einem gigantischen Sit-In gleicht, werden fast nur noch Ampelausfälle, Straßensperrungen und ähnlich gravierende Ereignisse über den Äther gejagt. Natürlich noch die obligatorischen Blitzer. Stockender Verkehr, der die Fahrzeit leicht verdoppeln kann, hat hier schon keinen Nachrichtenwert mehr. Behinderungen für den – im Gegensatz zum Kraftverkehr tatsächlich fließenden – Radverkehr hingegen wurden bisher nicht vermeldet.

Wie soll man sich nur Verkehrsmeldungen für Radfahrer vorstellen? Eine Baustelle auf einer großen Straße lässt Radfahrer häufig kalt, man fährt einfach vorbei. Anders sieht es dort aus, wo Radwege ohne rechtzeitige Ankündigung gesperrt und die Radfahrer unmittelbar auf die Straße geleitet werden. Auch Sperrungen von Nebenstraßen, die für den motorisierten Verkehr – und somit für die Verkehrsmeldungen – meist uninteressant sind, können für Radfahrern unnötige Umwege bedeuten. Ebenso wären Hinweise auf neue Schlaglöcher interessant, die für Autofahrer ärgerlich, für Radfahrer gefährlich und im Extremfall tödlich gefährlich sein können.

Genau diese Frage stellt sich und seinen Hörern nun der Berlin-Brandenburger Radiosender radioeins:

radioeins will Ihre Meinung wissen
Für den „Fahrrad-Monitor Deutschland 2013“ hat das SINUS-Institut ermittelt, dass die Mehrzahl der Deutschen mindestens gelegentlich Fahrrad fährt. Grund genug für radioeins, Sie nach Ihrer Meinung zu fragen:
1) Sollte radioeins seine Verkehrsmeldungen mit Hinweisen für Radfahrer erweitern? (z.B. „…wegen eines Umzugs ist die Straße des 17. Juni komplett gesperrt – mit dem Fahrrad könnten Sie die Straße aber an der Siegessäule überqueren…“) und
2) Könnten Sie sich vorstellen, unsere Verkehrshotline anzurufen, wenn Ihnen erhebliche Verkehrsbehinderungen für Radfahrer auffallen?
Ihre Meinung ist uns wichtig. Wir freuen uns auf Ihre Antwort. Schicken Sie uns eine Mail an hoererplatz@radioeins.de

[via E-Mail]

Dass sich radioeins nun Gedanken darüber macht, ob dies so bleiben muss, ist ein weiteres Indiz für die Vermutung, dass das Rad und der Radverkehr auf dem besten Wege ist, zur großstädtischen Normalität zu werden.

Helfen wir dem Rad, „normal“ zu werden. Helfen wir radioeins, herauszufinden, ob dass Bedarf besteht!